Kolumne: Generation Vielleicht

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Seit geraumer Zeit komme ich nicht umhin, die Werbung eines namenhaften Zigaretten-Fabrikanten wahr zu nehmen. Dabei wird die Tugend der Entschlossenheit, der Entscheidungsfreudigkeit beworben und aus mir unverständlichen Gründen in Korrelation mit dem Konsum der Zigaretten vom besagten Fabrikanten gleichgesetzt. Was ich von dem Thema halte, kann man sich vermutlich denken, wenn man die letzte Seite des vorliegenden Druckwerks regelmäßig zu sich nimmt.

Was mich aber zudem zum Stutzen bringt, ist die sublime Aussage, die auf den Plakaten abgedruckten Menschen, meist Jugendliche oder, sagen wir, junge Erwachsene (schließlich ist Rauchen in Deutschland dankenswerter Weise offiziell erst mit 18 erlaubt) würden zur oben genannten Generation Maybe, der Vielleicht-Dynastie gehören, wenn sie nicht rauchen würden.

Lassen wir den letzten, mehr als schwachsinnigen Teil dieser Aussage mal weg und beschränken uns auf den Anfang:

Sind wir, die aus dem Schatten der RAF-Geplagten und Nachkriegsgeborenen hervor gestolperten jungen Menschen, eine Lari-Fari-Generation? Sind wir ziellos, nur weil wir unser Leben in dieser seltenen Zeit ohne Krieg und Aufruhr in Europa genießen können und es tatsächlich auch in vollen Zügen tun? Fehlt uns der nötige Ernst bezüglich unserer Lebensgestaltung, weil uns die globalen oder nationalen Konflikte ausgegangen sind, an denen wir verzweifeln können?

Kleinere Kataströphchen wie Studentenstreiks, neue Bahnhöfe, unverschämte Benzinpreise und die ein oder andere Überschwemmung (so drastisch diese für die Betroffenen unzweifelhaft sein mögen!) erscheinen, im Vergleich mit Weltkriegen, Bombenanschlägen im eigenen Land oder einer Inflation im Tausenderbereich doch eher wie ein unerfreulicher aber temporärer Regenguss. Es bleibt die Frage, ob uns das zu schlechteren, zu zielloseren Menschen macht.

Ich denke nicht so. Die globalen Bedrohungen und die vitale Notwendigkeit, sich und die Seinen in Sicherheit zu bringen, sind bequemeren Zielen gewichen, die es aber dennoch mit der gleichen Ernsthaftigkeit zu verfolgen gilt. So wird der Wunsch nach der nächsten Mahlzeit durch den nach exquisiteren Gerichten und Zutaten ersetzt, die Angst vor Krieg weicht der vor einem Börsencrash. Wo früher der Häuserbau an erster Stelle stand, sitzt nun, fest verankert, die Vorstellung eines Lebens in Lifestyle und Luxus, die Manifestation der Musikvideos und Kinofilme, die uns zu konsumgeilen und style-orientierten Marionetten der Werbeagenturen gemacht haben – mit dem Nebeneffekt, dass wir das alles auch haben wollen. Um jeden Preis. Und eben nicht mehr damit zufrieden sind, unseren 0815-Job zu erledigen, H&M-Lumpen zu tragen und uns bei McDoof den Bauch voll zu stopfen.

Die angebliche Generation Maybe ist also vielmehr eine Generation Musthave, eine Zucht hochstrebender junger Menschen, die weiß, was sie möchte und bereit ist, dafür so einiges zu tun.

Ich meine das übrigens durchweg positiv! Ich kenne inzwischen genug Selfmade-Men (und -Women!), um erkennen zu können, dass es möglich ist, aus dem Nichts ein Projekt aus dem Boden zu stampfen, das sich gewaschen hat! Sei es Tim’s PR-Agentur, Gino’s Suspension-Center oder dieses Mag – mit genügend Nachdruck, Ehrgeiz, Fleiß und Spucke scheint in unserer modernen Welt den talentierten Menschen jede Tür offen zu stehen. Das Geheimnis, um dorthin zu gelangen ist nur, zu wissen, welche Tür man öffnen sollte. Ich, beispielsweise, werde wohl kaum ein Forschungszentrum für experimentelle Mathematik eröffnen. Vielleicht aber endlich mit dem Getippe hier auf einen grünen Zweig kommen. Wer weiß. Fleiß und Spucke habe ich genug, der Ehrgeiz sitzt mir förmlich im Nacken und mit ein bisschen Glück… ja, das bisschen Glück. Es ist das, was aus einem talentierten Mann einen erfolgreichen, aus einer guten Geschäftsidee ein florierendes Unternehmen macht.

Klopfen wir kollektiv aufs Holz, wir Mitglieder der Generation Musthave und holen uns, was uns zusteht!

Fy.

2 Gedanken zu „Kolumne: Generation Vielleicht

    1. Also die URL ist ja echt interessant, Marcel. 😉
      Ich freue mich, dass du den Text gelesen hast. Wenn ich den nächster deiner Texte reparieren muss, können wir ja gerne mal zusammen einen starken Abschluss basteln. Bock?

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